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[Spam] Suchmeldung: Sophia Michl und die Sache mit den Hoaxes


[11.01.2005 | 10:30]
Suchmeldung: Sophia Michl und die Sache mit den Hoaxes

Die Seebeben-Katstrophe in Südost-Asien hat annähernd 200.000 Tote gefordert; die Zahl der Verletzten und Vermissten liegt um ein vielfaches höher. Viele Institutionen haben Koordinierungsstellen eingerichtet, hier und da entwickeln Privatleute auch Eigeninitiative, wollen helfen und richten dabei jedoch mehr Schaden als Nutzen an. Ein Beispiel ist der Hilfeaufruf zur Suche nach Angehörigen der 10jährigen Sophia Michl.

Kurz nach der Tsunami-Katastrophe in Thailand, Sri Lanka und Indonesien setzten umgehend die unsäglichen Mails ein. Mails, in denen beispielsweise zur Überweisung von Spenden auf unbekannte Bankkonten gebeten wird. Ein Engländer gab sich als staatliche Institution aus und verschickte Mails, in denen er die angeschriebenen Mitbürger über den angeblichen Tod eines nahen Verwandten oder Bekannten informierte, wobei deren Schicksal tatsächlich völlig ungeklärt war. Und nun die Bitte um Unterstützung bei der Suche nach Angehörigen von Opfern der Flutkatastrophe.

So wurde zunächst nach den Angehörigen des zweijährigen Hannes aus Schweden gesucht. Diese Ketten-Mail machte in Deutschland weniger die Runde, wesentlich häufiger landet dagegen die Mail bezüglich der zehnjährigen Sophia aus Hessen in den Postfächern. Sophia gibt es tatsächlich, ihre Geschichte ist keineswegs erfunden und dennoch stimmt die Version, wie sie in den Mails erzählt wird, nicht:

"Liebe Freunde, Dieses Mädchen, 10 Jahre alt, Name Sophia Michl, Eltern: Edeltraud und Norbert Michl, liegt in Phuket im Krankenhaus und vermisst seine Angehörigen. Die Eltern leben nicht mehr. Bitte sendet diese e-mail an alle Adressaten in Deutschland weiter, vielleicht erkennt jemand das Kind und kann sich mit dem Krankenhaus in Verbindung setzen. If anybody known them please contact us by phone 076-249400 ext. > 1336, 1339 or e- mail (See attached file: pic00053.jpg)"

Hierzu informiert das Polizeipräsidium Westhessen:
"Im Zusammenhang mit Medienberichten über die Vermissten des Seebebens in Asien am 26.12.2004 wurde auch von dem Schicksal der 'Sophia Marleen MICHL' aus Deutschland ausführlich berichtet. Sophia hatte das Seebeben schwerverletzt überlebt und war zeitweise im 'Vachira Hospital' in Phuket zur stationären Behandlung untergebracht. Am 29.12.2004 konnte Sophia von Thailand nach Deutschland ausgeflogen und hier weiterhin ärztlich behandelt werden. Ihr geht es den Umständen entsprechend gut. Sie wird liebevoll von ihren Angehörigen betreut. Das Schicksal ihrer Eltern ist bis dato ungewiss. Durch die rege Anteilnahme der Medien sowie der Bevölkerung konnten die Angehörigen unverzüglich ermittelt werden und Sophia in ihre Hände übergeben werden. Es wird daher ein besonderer Dank an alle freiwilligen Helfer ausgesprochen und gleichzeitig gebeten, die Recherchen und E-Mails einzustellen, damit sich Sophia im Kreis ihrer Familie von ihren Erlebnissen erholen kann."

Doch der Versand der Mails geht weiter und ist vor allem seit gestern, nachdem vielerorts die Winterferien beendet sind und die Mailversender an ihren Arbeitsplatz zurückkehrten, erneut auf Touren gekommen. Diese Hoaxes-Mails werden von den meisten Usern nicht nur als störend empfunden, sie stellen zudem auch ein Sicherheitsrisiko dar, denn die Versender nutzen nicht die Möglichkeit der Blindcopy-, der sogenannten BCC-Zeile, bei der ein Empfänger nicht erfährt, an wen die betreffende Mail sonst noch verschickt wurde. Die Empfänger werden alle direkt oder per Kopie, also in der CC-Zeile, angeschrieben. Die Mailadressen völlig fremder Personen geraten somit in dritte Hände und auch automatisch in die Adressbücher der Empfänger. Wird einer der Empfänger in der Zukunft Opfer eines Computerwurms, so kann sich dieser Schädling an alle Empfänger der aktuellen Hoax-Mail weiterverbreiten.

Hoaxes sind leicht zu erkennen. Sie zeichnen sich stets dadurch aus, dass man gebeten wird, eine Information an möglichst viele Empfänger weiterzuleiten. Spätestens hier wäre Skepsis angebracht, die Mail wäre im Ordner "gelöschte Objekte" besser aufgehoben statt sie sinnlos an andere Empfänger weiterzuleiten. Doch unter dem Einfluss einer per Mail zur Kenntnis genommen Begebenheit handeln viele unüberlegt und werden selbst zu dem, was sie ansonsten eigentlich verabscheuen: sie mutieren zu einer Spamschleuder und werden zu einem Ärgernis für andere Internetuser. Oftmals genügt schon eine Suchmaschine, um erkennen zu können, ob es sich um einen Hoax handelt. Im aktuellen Fall hätte die Suche nach "Sophia Michl" im Newsportal von Google unter news.google.de bereits entsprechende Informationen liefern können.

Für die Suche nach Angehörigen in Asien haben Organisationen und staatliche Einrichtungen entsprechende Anlaufstellen eingerichtet, allen voran das Außenministerium. Diese dürften erfolgversprechender sein als irgendwelche Mails, mögen sie in noch so guter Absicht versendet werden, an völlig unbekannte Personen. Ohnehin bittet das Auswärtige Amt (auswaertiges-amt.de) darum, vermisste Personen bei der Polizei zu melden. Eine Suche per Mail kann dieser Bitte nicht entsprechen.

siehe auch:
Rotkreuz-Suchdienst richtet Webseite für Vermisste ein (sr)

[Diskussionen hierzu im Forum der IG4]


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